Wald- & Wasserwelten

Einleitung

Alte und tote Bäume sind natürlicher Teil unserer Waldökosysteme. Sie bieten Lebensraum für eine Vielzahl speziell angepasster Tier-, Pflanzen- und Pilzarten. Aufgrund der Holznutzung sind diese Bäume in unseren bewirtschafteten Wäldern selten. Viele Waldbewohner sind aber auf diese Strukturen angewiesen und sind deshalb in unseren Wäldern nur noch selten anzutreffen. Zur Sicherung der biologischen Vielfalt unserer Wälder ist die Erhaltung und Förderung von Alt- und Totholz unabdingbar.

Die Eiche ist als Lebensraum für Alt- und Totholzbewohnern besonders wertvoll. Keine mitteleuropäische Baumart weist eine ähnlich artenreiche Insektenfauna auf wie die Eiche. Über 500 holzbesiedelnde Käfer und circa 500 weitere Käferarten leben hier (Bußler 2014). Von den 115 Urwaldreliktarten Deutschlands nutzen 66 Arten die Eiche als Habitatbaum (Müller et al. 2005). Zahlreiche Vogelarten wie der Mittelspecht und Fledermäuse wie die Bechsteinfledermaus haben sich auf alte Eichenwälder spezialisiert.

Aufgrund der hohen Bedeutung der Eichenwälder als Lebensraum sind Zielkonflikte mit den ökonomischen und waldbaulichen Zielen fast unvermeidlich. Fast jede alte Eiche ab 140 Jahren besitzt ökologische wertvolle Strukturen. Gleichzeitig wurden viele dieser alten Bäume als Wertholzträger über viele Jahrzehnte gepflegt, um sie bei Erreichen des Zieldurchmessers zu ernten. Der Verzicht auf die Nutzung dieser Bäume ist somit mit großen ökonomischen Verlusten verbunden. Die Lösung dieses Konfliktes zwischen Schutz und Nutzung stellt die besondere Herausforderung bei der Sicherung von Biotopholz im Eichenwald dar.

Im Rahmen des europäischen LIFE+ Naturschutzprojektes „Villewälder“ wurde ein Biotopholzkonzept für die Eichen-Hainbuchenwälder in den Natura 2000 Gebieten der Ville zwischen Bonn und Köln erstellt und umgesetzt. Die Ergebnisse bilden die fachliche Grundlage dieses Leitfadens.

Der Leitfaden wendet sich bevorzugt an Waldbewirtschafter und -besitzer. Er soll ihnen die Möglichkeit geben, neben der ökonomischen und waldbaulichen Bedeutung von Alteichen auch deren ökologischen Wert zu erkennen. Er hilft bei der Entscheidung, ob ein hiebsreifer Baum genutzt oder zur Sicherung der Artenvielfalt als Biotopbaum im Wald verbleiben soll.

Im Mittelpunkt des Leitfadens steht die Darstellung der ökologisch wertvollen Biotopholzstrukturen an Altbäumen. Neben einer Beschreibung finden sich Hinweise zu den vorkommenden Arten sowie der artenschutzrechtlichen Bedeutung.

Er stellt einige typische Alt- und Totholzbewohner aus der Gruppe der Vögel, Fledermäuse, Holzpilze und Holzinsekten vor.

Die rechtlichen Rahmenbedingungen in Bezug auf Artenschutz, Verkehrssicherung und Arbeitssicherheit werden erläutert. Dabei beziehen sich die Angaben auf Nordrhein-Westfalen.

Auch Fördermöglichkeiten zur Sicherung von Alt- und Totholz für private Waldbesitzer in Nordrhein-Westfalen werden vorgestellt.

Ein Glossar erläutert wesentliche Begriffe.

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