Biotopholz -Leitfaden

Kronentotholz

 

 Bäume mit einem hohen Totholzanteil in der Krone sind besonders schützenswert.

Das Mikroklima der Eichenmischwälder zeigt eine deutliche vertikale Gliederung. Während am Waldboden ein gleichmäßiges, eher kühles und feuchtes Kleinklima herrscht, ist der Kronenraum durch warme Bedingungen mit stark wechselnder Temperatur und Feuchtigkeitsangebot gekennzeichnet.

Besonders in die schütteren Kronen der Alteichen dringt viel Sonnenlicht und damit Wärme ein. Dies macht sie für wärmeliebende Alt- und Totholzbewohner besonders attraktiv, die am Hauptstamm und im Bestandesinneren nicht anzutreffen sind. Gleichzeitig sind die Eichenkronen besonders reich an Totholz unterschiedlicher Dimension, da die Eiche ihre Totäste nur zögerlich abwirft.

Schwellenwerte:
  • Der Totholzanteil der Krone sollte mindestens 25 % betragen.

Bedeutung für die biologische Vielfalt

Vom Waldboden aus kaum erkennbar, findet sich in den Kronen der Eichen eine Vielzahl von ökologisch bedeutsamen Kleinstrukturen. Das Spektrum reicht von Asthöhlen über Totholz in unterschiedlichen Dimensionen bis hin zu Wassertöpfen, die sich nach starken Regenfällen zumindest zeitweise mit Wasser füllen. Dies ermöglicht eine arten- und individuenreiche Insektenfauna, die den Kronenraum der Eichen zu einem attraktiven Jagdgebiet für Vögel und Waldfledermäuse macht. Klein- und Mittelspecht legen hier bevorzugt ihre Bruthöhlen an. Die verlassenen Spechthöhlen werden von Folgenutzern wie Waldfledermäusen als Ruheplatz und Wochenstube genutzt.

Viele Pilzarten sind an das Leben auf toten Ästen angepasst. In mitteleuropäischen Laubmischwäldern wurden auf engstem Raum mehr als 100 Arten gefunden. Solche Rindenpilze können lange Trockenphasen überdauern und bilden nur bei ausreichender Feuchtigkeit ihre Fruchtkörper aus. Auch leben manche Arten als Endophyten in gesunden Ästen und breiten sich nur bei deren Schwächung oder Tod aus (Stokland et al. 2013).

Auch unter den xylobionten Käfern finden sich Kronenbesiedler. Einige Borkenkäfer befallen ausschließlich geschwächte und tote Äste. Bestimmte Bockkäfer ernähren sich von pilzbefallenem Astholz (Stokland et al. 2013).

Recht

Bäume mit diesem Mikrohabitat besitzen keinen gesetzlichen Schutz.

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