Wald- & Wasserwelten

Maßnahmen

Zwischen Juli 2014 und Dezember 2020 ist eine Vielzahl von praktischen Naturschutzmaßnahmen geplant, um die Biologische Vielfalt der Eichen-Hainbuchenwälder und der begleitenden Lebensräume zu sichern und zu fördern.

Welche Fledermäuse leben in den Villewäldern?

Fledermaus

In den Jahren 2015 und 2016 haben wir eine Tiergruppe untersucht, über deren Vorkommen in den Villewäldern zuvor nur wenig bekannt war. Nun wissen wir, dass hier 12 der 17 in Nordrhein-Westfalen heimischen Fledermausarten leben. Sechs Arten nutzen die Baumhöhlen an alten Eichen und Buchen als Quartiere, in denen Sie den Tag verbringen oder sogar ihre Jungen zur Welt bringen. Besonders bedeutsam ist das Vorkommen der Bechsteinfledermaus, die im Kottenforst drei Quartierzentren besitzt. Im Sommer 2019 hat eine weitere Untersuchung begonnen, um die Auswirkungen der Projektmaßnahmen auf die Fledermäuse zu untersuchen.

Wie wird der natürliche Wasserhaushalt der wechselfeuchten Eichen-Hainbuchenwälder wieder hergestellt?

Entwässerungsgraben im KottenforstBereits in kurfürstlicher Zeit (18. Jahrh.) wurde in den Villewäldern ein System von Entwässerungsgräben angelegt, das letztmalig in den 1980er Jahren instandgesetzt und vertieft wurde. Um der Stieleiche und ihren Begleitbaumarten auch langfristig günstige Lebensbedingungen zu bieten, muss dieses Grabensystem teilweise zurückgebaut werden. Zu diesem Zweck wurde 2015 ein hydrologisches Fachgutachten erstellt, das den Wasserhaushalt des Projektgebietes analysiert und Aktionsräume festlegt hat, in denen die Maßnahme umgesetzt werden kann. Auf dieser Grundlage haben wir zwischen 2016 und 2019 auf einer Länge von 55 Kilometern die Entwässerungsgräben mit lokalem Erdmaterial verschlossen.

 

 

Wie wird der Lebensraum Alt- und Totholz in den naturnahen Laubmischwälder gesichert?

Biotopholzkartierung im KottenforstIn den Wintern 2015 bis 2017 haben wir in allen Eichen- und Buchenwäldern die Biotopbäume kartiert. Dabei handelt es sich um Höhlen- und Horstbäume, stehende tote Bäume sowie Althölzer, die vielversprechende Strukturen wie Blitzrisse, markante Astabbrüche oder Totholzäste aufweisen und zukünftig beispielsweise von höhlenbewohnenden Tieren besiedelt werden können. Gemeinsam mit den Förstern haben wir anschließend Bäume, Baumgruppen und Waldbestände ausgewählt, die nicht mehr geernetet werden sollen. Diese Bäume verbleiben bis zu ihrem Lebensende im Wald und dienen als Lebensraum für Tierarten, die auf Alt und Totholz angewiesen sind. Bis zum Frühjahr 2020 werden alle geschützten Bäume mit einer Plakette versehen, so dass ihre Erhaltung sichergestellt ist. Darüber hinaus wird die naturnahe Bewirtschaftung der Wälder auch in Zukunft fortgesetzt.

Weitere Informationen zum Thema Biotopholz finden Sie hier.

 

Wie wird die Waldfläche der geschützten Waldlebensräume erweitert?

Waldumwandlung durch Eichenpflanzung in WuchshüllenDer Umbau von Fichten- und Kiefernwäldern in naturnahe Laubmischwälder ist eine langfristige Aufgabe, die im Rahmen des Projektes eingeleitet wird. Seit Projektbeginn wurden bereits 260.000 Eichen, Hainbuchen, Winterlinden und Rotbuche gepflanzt. Weitere Baumarten, wie Eberesche, Vogelkirsche oder Salweide werden natürlich hinzutreten, so dass in Zukunft ein struktur- und artenreicher Eichemischwald entsteht.

Warum werden Waldflächen gekauft?

Im Rahmen des Projektes wurden bisher fünf Hektar Privatwald angekauft. Dabei handelt es sich um Waldflächen, die aufgrund des hohen Altholzanteils von besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung sind oder um Nadelhölzer, die zur Vernetzung wertvoller Altbestände bevorzugt umgewandelt werden sollen. Nach Ankauf der Flächen wird durch den Eintrag einer Naturschutzklausel im Grundbuch sichergestellt, dass die Flächen auch in Zukunft im Dienste des Naturschutzes bewirtschaftet werden.

Warum wird die Mittelwaldwirtschaft wieder aufgenommen?

Mittelwald Eiserner Mann

Der Mittelwald ist eine traditionelle Form der Waldbewirtschaftung in den Villewäldern, die bereits im Mittelalter angewendet wurde. Dabei wurden die Hainbuchen und Linden alle 20 bis 30 Jahre geschlagen und als Brennholz genutzt. Dagegen durften die Eichen bis zu 150 Jahre alt werden und man entnahm immer nur einzelne Bäume als Bauholz. Diese alten Mittelwaldeichen mit ihren ausladenden und totholzreichen Baumkronen sind für viele Tierarten, wie z.B. den Mittelspecht, bevorzugte Lebensräume. Auf einer Waldfläche von 39 Hektar wurde die Mittelwaldwirtschaft wieder aufgenommen,. Davon profitieren viele Tierarten und eine kulturhistorisch bedeutende Waldnutzungsform bleibt für die Menschen erlebbar.

Weitere Informationen über Mittelwälder finden Sie hier.

Wo und wie entstehen neue Amphibiengewässer ?

Bagger am Rehsprungmaar

In einem ersten Schritt haben wir im Jahre 2015 alle Kleingewässer des Projektgebietes erfasst und auf ihre Amphibienfauna untersucht. Gleichzeitg wurde auch ihr Zustand bewertet. Auf dieser Grundlage wurde festgelegt, welche Waldgewässer instandgesetzt und wo Neuanlagen notwendig sind. Seitdem haben wir bereits 70 Waldgewässer wieder hergestellt und neu angelegt. Dabei neuen Kleingewässer haben meist eine Größe von 150 Quadratmetern und eine Tiefe von bis zu 1,20 Meter.

 

Wie wird artenreiches Grünland geschaffen?

Einsaatstreifen zur Wiederherstellung einer GlatthaferwieseDie Entwicklung der Wildwiesen zu artenreichen Grünlandbeständen erfolgt in mehreren Arbeitschritten. Zu Beginn des Projektes haben wir Flächen ausgewählt, die ein hohes Entwicklungspotenzial besitzen, da beispielsweise noch seltene Wiesenarten vorhanden sind. Bereits im Winter 2014/2015 wurde einige Waldwiesen auf eine Mindestgröße von 2.000 Quadratmeter erweitert und die Entnahme von beschattenden Gehölzen durchgeführt. Anschließend erfolgte eine Anreicherung des vorhandenen Arteninventars durch Übertragung von Mahdgut, welches zuvor auf artenreichen Spenderflächen aus der Region gewonnen wurde. In den Folgejahren haben wir auf Ansaatstreifen lokales Saatgut ausgebracht und seltene Wiesenpflanzen ausgepflanzt. Auf einem Teil der Flächen ist eine Zäunung unvermeidlich, um die Schädigung durch Schwarzwild zu vermeiden. Im Jahr 2019 konnten wir bereits 15 von 18 Wiesen an Landwirte übergeben, die die Flächen zukünftig im Rahmen des Vertragsnaturschutzes bewirtschaften.

 

Wie werden die Menschen in der Region informiert?

Seit 2014 informieren wir die Menschen in der Region über die Lokalpresse, an Informationsständen sowie im Rahmen von Vorträgen und Führungen über die besondere ökologische Bedeutung der Villewälder. Aktuelle Informationen liefert auch unsere facebook-Seite. Im Wald werden Beschilderungen über den Zweck und den Hintergrund der Maßnahmen informieren.

Aktuelle Informationen über unsere Veranstaltungen finden Sie hier.

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